Instrumente und ihre Beziehung

Okt 13, 2021

Hamburger Bläserquintett eröffnet Konzertreihe

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Auch im Bruck­er Stadt­saal gibt es wieder Konz­erte vor großem Pub­likum: Beim Eröff­nungskonz­ert der neuen Sai­son der “Fürsten­felder Konz­ertrei­he” war der Saal sehr gut besucht. Das Ver­anstal­tungs­fo­rum hat­te ein paar Stuhlrei­hen zusät­zlich aufgestellt und nach jew­eils zwei beset­zten zwei freie Sitz­plätze einge­plant. Zu Gast war das “Ham­burg­er Bläserquin­tett” mit Imme-Jeanne Klett (Flöte), Gon­za­lo Mejía (Oboe). Johann-Peter Tafern­er (Klar­inette), Emanuel Jean-Petit-Matile (Horn) und José Sil­va (Fagott). Wie das Stre­ichquar­tett, so ist auch das Bläserquin­tett eine seit der Klas­sik fest­ste­hende Beset­zung, für die viele Kom­pon­is­ten Werke geschrieben haben. Das Stre­ichquar­tett hat oft den Ruf, etwas elitär zu sein, die Werke bewe­gen sich kom­pos­i­torisch auf höch­stem Niveau. Immer wieder wurde diese Beset­zung auch zum Exper­i­men­tier­feld für Kom­pon­is­ten. Dem Bläserquin­tett hinge­gen haftet der Ein­druck an, dass die Musik unter­halt­sam und eingängig ist. Der Unter­schied zwis­chen den bei­den For­ma­tio­nen dürfte auch damit zu tun haben, dass beim Stre­ichquar­tett die gle­iche Klang­farbe in ver­schiede­nen Ton­la­gen erklingt, während das Bläserquin­tett mit fünf ver­schiede­nen Klang­far­ben für eine vom Hörein­druck her gut zu dif­feren­zierende Abwech­slung steht.

Das Pro­gramm des Abends bot dann sozusagen Stich­proben aus den ver­schiede­nen Epochen an, von der Klas­sik über die Roman­tik bis in ver­schiedene Aus­prä­gun­gen des 20. Jahrhun­derts. Franz Danzi, von dem das erste Quin­tett in g‑Moll op. 56 Nr. 2 stammte, ging aus der Mannheimer Hofkapelle her­vor. Mit Flöte und Oboe hat­te der Kopf­satz Alle­gret­to zwei dominierende Solis­ten, die sich abwech­sel­nd mit Melo­di­en vorstell­ten, aber auch dial­o­gisch aufeinan­der Bezug nah­men. Hier spielte neben Kantabil­ität auch Vir­tu­osität eine Rolle. Die Solis­ten wur­den von den Part­nern gut abgefed­ert, so dass ein run­der Klangein­druck ent­stand. Der gle­iche Atem­strom im Quin­tett führte im Andante zu einem samtig weichen, ger­adezu wohli­gen Klang. Wieder waren es Flöte und Oboe, deren Melodiebö­gen wie auf Wolken daherka­men. Vogel­gezwitsch­er prägte das Flöten­spiel im Trio des Menuet­to, und fed­ernd leicht beschloss schließlich ein Alle­gro das Werk.

“Trois Pièces Brèves” (also drei kurze Stücke) von Jacques Ibert fol­gten. Aus dem schein­bar wilden Durcheinan­der der Stim­men im ersten Stück (Alle­gro) schälte sich eine ein­fache Melodie zu ein­er mehrfach wieder­holten Begleit­fig­ur her­aus. Der Dri­ve, den das Spiel hat­te, ver­stärk­te sich noch durch die har­monis­chen Trans­for­ma­tio­nen. Ganz aufeinan­der bezo­gen waren Flöte und Klar­inette im zweit­en Stück (Andante), während sich im Alle­gro der drit­ten Pièce der heit­ere Ges­tus mit lau­ni­gen Punk­tierun­gen und einem weit­greifend­en Ambi­tus Bahn brach.

Die Tan­go-Kom­po­si­tio­nen von Astor Piaz­zo­la gehören nicht nur zu den Lieblin­gen des Pub­likums, son­dern sind auch eine Fund­grube für diverse Bear­beitun­gen. Klar­inette, Horn und Fagott span­nten in “Obliv­ion” einen osti­nat­en Begleit­tep­pich aus, auf dem sich Kan­tile­nen erhoben. Der “Lib­er­tan­go” zeigte eine gegenüber dem Orig­i­nal größere klan­gliche Ein­heit, wodurch die manch­mal grellen Töne als Impulse aus dem weit­eren Ver­lauf noch stärk­er hervorstachen.

Lud­wig van Beethovens Bläserok­tett in Es-Dur op. 103 in der Tran­skrip­tion für Bläserquin­tett von Ulf-Gui­do Schäfer eröffnete den zweit­en Teil nach der Pause. Klas­sis­che Aus­ge­wogen­heit und das richtige Gespür für eine organ­isch atmende Phrasierung beein­druck­ten das Pub­likum. Mit dem Quin­tett in g‑Moll von Paul Taffanel aus der Epoche der Roman­tik been­dete das Ham­burg­er Bläserquin­tett seinen Streifzug durch die Musikgeschichte. Im Ein­gangssatz (Andante con moto) überzeugten der volle Gesamtk­lang und das dichte Legatospiel. Mitunter schien es, als ob sich eine Opern­bühne mit ein­er Diva Flöte auf­tat. Sym­phonis­ches Miteinan­der und solis­tis­che Abschnitte prägten auch die bei­den fol­gen­den Sätze. Zwei ungarische Zugaben entließen das begeis­terte Pub­likum in den Abend.